Als Sammlerin alter Spielekartridges habe ich schon so manche Schatzkiste geöffnet – und leider auch oft erlebt, wie der Wert eines vermeintlichen Fundstücks durch ausgelaufene oder tote Batteriespeicher stark sinkt. In diesem Guide erkläre ich, wie getestete Batteriesicherungen und moderne Ersatzlösungen den Sammlerwert retten können, welche Methoden ich selbst nutze und worauf du achten solltest, wenn du Reparaturen dokumentierst oder durchführen lässt.
Warum Batteriespeicher für den Wert wichtig sind
Viele ältere Cartridge-Systeme (Game Boy, SNES, Genesis, Neo Geo, etc.) nutzten Batterien, um Spielstände oder Spielinhalte in SRAM zu halten. Wenn diese Batterien auslaufen oder tot sind, kann die Cartridge Daten verlieren, Platinen werden korrodiert und die Originalität leidet. Für Sammler zählt nicht nur, ob ein Modul funktioniert, sondern auch ob der Zustand möglichst original erhalten ist. Eine getestete und fachgerecht installierte Batteriesicherung erhöht die Nutzbarkeit des Spiels und stabilisiert den Marktwert.
Grundprinzipien: Testen statt Raten
Meine Devise bei jeder Cartridge: erst prüfen, dann entscheiden. "Getestet" heißt in meinem Prozess nicht nur die Batterie messen, sondern den Zustand der Sicherungslösung, die Integrität der Lötstellen und ob bereits Korrosion stattgefunden hat.
- Multimeter-Messung: Ruhespannung messen (kein Gerät an die Cartridge anschließen). Bei Lithiumzellen unter ~3,0 V sollte man spätestens handeln.
- Lasttest: Kurzer Lasttest (mit geeignetem Widerstand) zeigt, ob die Batterie unter Belastung zusammenbricht – oft merkt man das an einer stark fallenden Spannung.
- Visuelle Kontrolle: Suche nach weißen/gelben Ablagerungen, Verfärbungen an Batteriehalter oder Platine: das sind erste Anzeichen von Auslaufen.
- Speichercheck: Spiel ein Save, warte, entferne die Batterie (oder trenne die Stromversorgung) und prüfe später, ob der Save noch vorhanden ist.
Optionen zur Rettung: Vor- und Nachteile
| Lösung | Beschreibung | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|---|
| Original-Batterie ersetzen | Sorgfältiger Austausch gegen gleiche Bauform (falls möglich) oder gegen ein baugleiches Ersatzmodul | Bewahrt Originaloptik, oft reversibel | Wiederkehrender Wartungsbedarf, Lötarbeiten nötig |
| Batteriehalter einlöten | Batteriehalter statt Festzellen, später einfacher Wechsel | Einfache Wartung ohne Löten beim nächsten Wechsel | Leicht sichtbare Änderung, Löten am PCB |
| Batteriefreier Speicher (FRAM/EEPROM/Flash) | Moderne Speicherbausteine, die keine Batterie benötigen | Dauerhaft stabil, keine Wartung | Nicht original, manchmal Eingriff in die Platine |
| Externe Backup-Lösung (z. B. EverDrive) | ROM-Dumps & Saves auf moderne Flashcarts übertragen | Bewahrt Spielinhalt, erleichtert Spielen | Speichert oft keine originale Cartridge-Hardware, löst Provenienz-Probleme |
Schritt-für-Schritt: Wie ich eine Cartridge teste und sichere
Hier meine Standardroutine, die ich bei neuen Objekten durchlaufe:
- 1. Sichtprüfung: Gehäuse öffnen, Korrosion, ausgefranste Leiterbahnen, ausgelaufene Batterie prüfen.
- 2. Spannung messen: Mit dem Multimeter die Batterie-Spannung messen. Notiere Wert und Datum.
- 3. Save testen: In einem funktionierenden Gerät testen, ob Save geschrieben und nach Entfernen der Stromquelle erhalten bleibt.
- 4. Entscheidung: Bei korrekter Funktion, aber alter Batterie – Dokumentation anlegen und Batterie bald ersetzen. Bei sichtbarer Korrosion – Platine reinigen (Isopropanol), korrodierte Pads nacharbeiten und professionell bewerten lassen.
- 5. Ersatzwahl: Wenn Ersatz nötig ist, entscheide ich zwischen originalgetreuem Ersatz (bei sehr seltenen Sammlern) oder langlebigen batterie-freien Lösungen, die den Erhalt des Spiels sichern.
- 6. Dokumentation: Nach jeder Arbeit Fotos, verbautes Material (Hersteller, Typ, Spannung) und Datum notieren. Diese Dokumente lege ich dem Verkauf oder Archiv bei.
Tipps zur Durchführung oder Beauftragung
- Wenn du nicht löten willst: Suche nach erfahrenen Retro-Repair-Services oder lokalen Moddern. Gute Shops nennen transparent verwendete Teile und liefern Vorher/Nachher-Fotos.
- Für DIY: Verwende einen fein einstellbaren Lötkolben (ca. 25–40 W), Entlötlitze und Flussmittel. Arbeite mit antistatischer Matte.
- Verwende nach Möglichkeit batteriefreie FRAM- oder EEPROM-Lösungen für kritische Sammlerstücke, da sie langfristig die stabilste Option sind.
- Bewahre ausgetauschte Original-Batterien in einer dokumentierten Tüte auf – sie zählen zur Provenienz.
Worauf Käufer und Sammler achten sollten
Beim Kauf einer Cartridge frage ich immer: Wurde die Batterie ersetzt? Wenn ja, wie genau? Mein persönlicher Vertrauensbeweis ist eine Fotodokumentation mit Datum und der verwendeten Lösung. Bei Online-Auktionen kann ein Nachweis des erfolgreichen Save-Tests den Preis stabilisieren.
Wenn ein Verkäufer die Cartridge als "funktionierend" anbietet, bitte um ein kurzes Video, das das Speichern und das spätere Laden zeigt. Das schützt vor bösen Überraschungen — und ich empfehle, den Kaufpreis realistischer anzupassen, wenn die Batterie bereits alt ist.
Marken, Tools und Ressourcen, die ich nutze
- Multimeter: Ein digitales Modell von Fluke oder ein gutes günstigeres Modell tut gute Dienste.
- Lötstation: Hakko- oder Weller-Lötstationen, feinspitze Spitze.
- FRAM/EEPROM-Kits: Viele Retro-Modding-Shops bieten Plug-and-Play-Kits an; lies die Bewertungen und Foren-Threads (z. B. r/retrogaming, ChronoMods Threads).
- Document Tools: Smartphone-Fotos, einfache Excel/Google-Sheets für Inventar und Notizen.
Als Speedrunnerin und Sammlerin weiß ich: Zeit und Sorgfalt zahlen sich aus. Eine gut getestete Batteriesicherung erhält nicht nur die Funktion, sondern auch die Geschichte eines Spiels. Und wenn du magst, teile ich in einem nächsten Beitrag konkrete Tutorials für Game Boy, SNES und Neo Geo-Cartridges mit Schritt-für-Schritt-Fotos.
